Der Abschied der Mutter
Adoption bedeutet Abschied. Früher oder später. Bei mir kam der Abschied mit 5 Jahren. Bei vielen von uns früher, viel früher.
Wie im folgenden Fall, der mich sehr bewegt hat, als ich davon las:
„Sie [= die schwangere Frau W.] erzählt, dass sie jetzt, wo die Adoption konkretere Formen angenommen hat, die Zwiegespräche mit ihrem ungeborenen Kind eingestellt hat, weil es zu schmerzhaft für sie ist. Dies ist ein erster Schritt auf dem Weg des Abschiednehmens.“
(Bundesarbeitskreis Adoptions- und Pflegekindervermittlung im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]: Adoption aus verschiedenen Perspektiven, Idstein 2007 [Wittlaerer Reihe. 9], 66.)
Glaub mir, ich habe etliche Lebensberichte von Müttern gelesen. Jedes Mal hat mich die Schilderung des Abschiednehmens berührt. Mein Herz ist bei den Müttern und bei ihren Kindern.
So auch hier. Ich kann den Schmerz der Mutter verstehen. Ich werde ihn nie ganz ermessen können, aber ich kann ihn verstehen. Und ich kann verstehen, dass sie die Gespräche mit ihrem ungeborenen Kind eingestellt hat.
Und ich kann ihr ungeborenes Kind verstehen. Was für ein Schmerz! Die Mutter bricht den Kontakt ab. Das Kind kann nichts dagegen machen. Wenn es könnte, riefe es der Mutter zu: „Mama, bitte sprich wieder mit mir! Ich fühl‘ mich so allein! Bitte, bitte, sprich wieder mit mir!“
Doch da ist eine Wand.